dichtung entdecken
Drei herausragende Lyrikerinnen
geben Einblick in ihre jeweils konzise
gearbeiteten Gedichte, den Zu- und
Umgang von Dichterinnen zur und
mit der Welt, moderiert
von Christoph W.
Bauer.
Barbara Hundegger
auf der empore neigt sich aus ihrer mitte
eine orgelpfeife in den kirchenraum
herab: als fern-rohr sucht sie bänke und
winkel nach dir ab / du: geduckt / bis sie
dich hat: sie nimmt dich ins visier wie ein
geladener lauf
(Aus:
[anich. atmosphären. atlas], Haymon 2019)
Marion Poschmann
Roben und Stuck
etwa Schadenszauber, versponnen, sie habe
ihre Tapeten mit langen Lamettafäden
beklebt,
ihre Wände verkleidet mit Goldborke,
Goldbrokat
gegen den Frost der aus ihrer Kehle
herausfahre, rauh wie aus Orgelpfeifen
ein kalter glitzernder Strom (sie erbreche
die eigene Zunge als ließe sich dadurch
Verborgenes sichtbar machen ...)
(Aus:
Schutzmantelmadonna)
Evelyn Schlag
einer sprang um mich herum wie beim /
zerteilen einer sau: am land allein als / frau
da muss ein mann her. zwischen /
federkernen fließt ein / altes lied und meints
nicht bös ... sein vernarbter weltkrieg /
macht ihm manchmal in die ärmel ... ich
hätts mir singen können.
(Aus:
landseligkeit mit starken männern)
« zurück